Studium

Schweden - Högskolan Dalarna

Mein Auslandssemester in der „hässlichsten Stadt Schwedens“

Erik O., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Schweden, Borlänge, Högskolan Dalarna, Sommersemester 2024

Wohnungssuche, Unterkunft

Beworben hatte ich mich über die Seite Tunabbyggen, ungefähr 9 Monate im Voraus, um in eine Warteschlange zu kommen. Dann konnte ich mir eine Wohnung aussuchen und habe mich für eine im Studentenwohnheim Locus entschieden. Die Miete war etwas über 400€, wurde aber in meiner Zeit dort erhöht. Jedoch muss man für die Monate Juni und Juli keine Miete zahlen, weshalb ich mich auch dafür entschieden habe nach Ende des Semesters noch vor Ort zu bleiben. Im Locus kann man zwischen einem Zimmer mit eigenem Bad oder einem geteilten Bad wählen, die Küche teilt man sich allerdings mit bis zu 7 anderen Personen. Die Schlüsselübergabe lief reibungslos und ich konnte pünktlich einziehen.

Im Locus hat man viel Kontakt mit anderen ERASMUS-Studenten, vor allem Franzosen. Es bildeten sich schnell Gruppen nach Nationalitäten, was das Connecten anfangs erschwerte. Man sollte keine Berührungsängste haben, da Bewohner in den Küchen ein- und ausgehen und es oft (auch nachts) laut wird.

Borlänge und Umgebung vom Locus

Borlänge ist weder besonders schön noch lebhaft, bietet aber alles Notwendige. Die meisten Geschäfte schließen früh, wodurch es kaum Nachtleben gibt. Es gibt jedoch einige Läden, ein großes Kaufhaus, Bars, Fitnessstudios und Restaurants.

Das Locus liegt in einem weniger attraktiven Stadtteil. Einheimische erzählten mir Geschichten über das Viertel, aber abgesehen von ein paar Ansprachen hatte ich keine negativen Erfahrungen. Wer allerdings trotzdem Sicherheitsbedenken hat, kann über Tunabyggen auch Wohnungen in anderen Stadtteilen finden.

Freizeit

In Schweden hatte ich wesentlich weniger Vorlesungen als in Deutschland, wodurch ich mehr Freizeit hatte. Ein weiterer Vorteil war, dass man dadurch nicht wirklich an Vorlesungszeiten gebunden war und auch mal in der Woche Ausflüge Unternehmen konnte und somit flexibler war, was die An- und Abreisezeiten anging. In Borlänge direkt kann man nicht unbedingt viel unternehmen, aber es ist ein guter Ausgangspunkt für Reisen in andere Städte in der Region.

Partys

Eigentlich wollte ich das nicht zu einem extra Unterpunkt machen, aber ich denke, dass es bestimmt einige Leute gibt, die sich von ihrem Erasmus Aufenthalt auch Partys erhoffen und ich da auf einige Sachen bezüglich Schweden und vor allem Borlänge eingehen sollte.

Schweden hat strenge Alkoholgesetze: Getränke über 3,5% gibt es nur im Systembolaget, das früh schließt und teuer ist. In Clubs und Bars sind die Preise noch höher (bis zum dreifachen des deutschen Preises), und sie schließen spätestens um 2 Uhr. In Borlänge gibt es keinen Club; man muss mit 2 Bussen nach Falun fahren. Die letzten Busse zurück fahren früh, sodass man oft nur kurz vor Ort ist oder bis morgens in Falun festsitzt. Somit ist feiern in Borlänge sowohl teuer als auch umständlich.

Studium

An der Hochschule Dalarna wird das Semester in 2 Trimester geteilt, wodurch ich 2 Kurse nur von Januar bis März und 2 andere Kurse von März bis Mai hatte. Dies reduziert die Workload. Allerdings sind die einzelnen Trimester auch sehr kurz und schon nach wenigen Wochen, wird die Prüfungsleistung erbracht. Generell hatte ich in Schweden viel weniger Vorlesungen pro Woche als in Stralsund (häufig nur 2 in der Woche), dafür musste man aber einige Sachen in Form von Abgaben nacharbeiten.

Eine Prüfungsphase direkt gibt es nicht, dafür über das Semester verteilt Gruppenarbeiten, Hausarbeiten und Präsentationen. Aber auch wenn es keine Prüfungsphase direkt gibt, kann es vorkommen, dass sich mehrere Prüfungsleistungen in den letzten Wochen anstauen. Man darf also nicht aufgrund der wenigen Vorlesungen den Arbeitsaufwand unterschätzen und es ist wichtig, dass man für sich selbst nacharbeitet und sehr organisiert ist was Deadlines angeht.

Vom Niveau her fand ich die Kurse in Schweden minimal leichter als zu Hause in Deutschland.

Die Professoren waren sehr freundlich und hilfsbereit (auch außerhalb der Vorlesungen) und da es in Schweden üblich ist die Professoren mit Vornamen anzusprechen, hat man sich eher gefühlt, als ob man mit ihnen auf dem gleichen Level ist, was eine sehr entspannte Atmosphäre Klassenraum geschaffen hat.

Sprache

Ich habe mir Schweden für meinen Aufenthalt vor allem ausgesucht um meine Sprachkenntnisse in Schwedisch verbessern und anwenden zu können. Leider hat sich das als etwas schwierig herausgestellt. Im Locus wird ausschließlich Englisch (und Französisch) gesprochen. Die Vorlesungen waren auch komplett auf Englisch. Die Schweden an sich sind manchmal introvertiert und bleiben lieber unter sich, wodurch es auch schwierig war mit ihnen schwedisch zu üben. Ich denke, dass ich meine Schwedischkenntnisse minimal verbessert haben, alleine durch das passive Hören und Lesen, nur nicht zu dem Ausmaß wie ich es mir gewünscht hätte. Andererseits hat sich durch Interaktionen mit anderen Studenten im Locus und die Vorlesungen, mein Englisch sehr verbessert. Also kann man sagen das mir das Semester in Schweden etwas für meine Sprachkenntnisse gebracht hat (wenn auch eher für Englisch als für Schwedisch).

Infrastruktur

In Borlänge sind Busse praktisch, und die Dalatrafik App ist hilfreich. Sie zeigt dir die nächsten Haltestellen und wie du dorthin kommst, man kann in der App bereits Tickets kaufen, die dann günstiger sind und es gibt auch verschiedene Arten von Tickets wie zum Beispiel Tagestickets (sehr praktisch, wenn man nach Falun hin und zurück will).

Borlänge hat auch einen Bahnhof. Zug fahren in Schweden ist sehr entspannt und die Züge sind auch recht zuverlässig. Leider gibt es nichts in der Art Dezutschlandticket für den Nahverkehr, wodurch es schnell sehr teuer werden kann (manche Zugtickets kosten um die 100€).

Zu Fuß erreicht man in 15-20 Minuten die Hochschule, mehrere Läden, ein Einkaufszentrum, Ikea, ein Fitnessstudio und Systembolaget. Das Zentrum ist etwa 30 Minuten entfernt. In Ungefähr 30 Minuten ist man im Zentrum wo es einige Bars und Restaurants gibt.

Wetter

Das Wetter schwankte von -22 Grad und Schnee bis 26 Grad und Sonnenschein. Es ist wichtig, passende Kleidung für beide Extreme zu haben. Winterkleidung sollte rutschfest sein, da Wege oft vereist sind (Winter mit Minusgraden und Eis kann sich auch bis Anfang April ziehen). Zu beachten ist auch, dass in Borlänge viele verschiedene Gräser und Bäume (größtenteils Birken) wachsen, wodurch Allergiker eventuell im Frühling etwas zu kämpfen haben.

Empfehlungen

Heymakers (Falun):

  • Club mit Bars, Bowlingbahnen, Karaokeräumen, Billardtische und andere Spiele  Anlaufpunkt für Jugendliche aus der gesamten Region und perfekt, um neue Leute kennenzulernen

Kupolen und Willys:

  • Kupolen ist das größte Einkaufszentrum in der Region mit einer Vielzahl an Geschäften und Restaurants, Willys ist der nächste Supermarkt

Friskis und Svettis:

  • sehr gut ausgestattetes Fitnessstudio mit Studentenpreisen

Pitchers:

  • jeden Mittwoch gibt es einen Taco und Quiz Abend, welchen ich sehr empfehlen kann

Ausflüge:

  • Kiruna (im Norden Schwedens) ist besonders im Winter sehenswert, da dort extrem viel Schnee liegt, die Natur besonders schön ist und man hohe Chancen hat die Nordlichter zu sehen
  • Göteborg vor allem im Sommer schön, da es mit den Schären schöne Natur bietet und man auch in der Stadt selbst sehr viele Parks und ein Paar Strände finden kann (empfehlenswert ist auch der Liseberg Freizeitpark)

Fazit

Ich habe viele neue Erfahrungen gemacht, meine Englischkenntnisse verbessert und bin selbstständiger geworden. Schweden hat mir sehr gefallen und ich werde auf jeden Fall wiederkommen, aber Borlänge war nicht mein Favorit. Darum ist mein Nummer 1 Tipp auch Borlänge so häufig wie möglich zu verlassen, da die Natur außerhalb sowie die Städte in der Nähe, wesentlich mehr bieten.

Ein Auslandssemester an der Hochschule Dalarna empfehle ich, wenn du:

  • Prüfungsleistungen in Form von Gruppenarbeiten und Abgeben bevorzugst.
  • die Natur liebst und gerne wandern gehst.
  • du dich für die schwedische Kultur interessierst (das Midsommarfest wird beispielsweise in der Region Dalarna sehr groß gefeiert).

Ich würde dir von der Hochschule Dalarna (oder Schweden) abraten, wenn:

  • du viel Trouble und Nachtleben (Geschäfte, die lange aufhaben und Parties) brauchst.
  • Kälte nicht magst (teilweise Minusgrade bis in den April).
  • du nicht gerne viel Geld ausgibst (hohe Lebenserhaltungskosten)